Um die Öffentlichkeit als Ort der argumentativen Auseinandersetzung ist es derzeit schlecht bestellt. Es scheint in allen Lagern vielfach darum zu gehen, abweichende Meinungen als indiskutabel zu diskreditieren. Was der eigenen Überzeugung zuwider läuft, wird als gefährlich gebrandmarkt und soll aus dem öffentlichen Raum, aus Verlagsprogrammen, Museen oder Lehrplänen verbannt werden, kritisieren die einen. Andere erklären den immer wiederkehrenden Streit als Entwicklungsprozess einer gerechter werdenden Gesellschaft.
Aber wer hat nun recht? Und geht es wirklich darum, was wir noch dürfen? In jedem Fall scheint die Fähigkeit zur empathischen Auseinandersetzung mit den jeweils anderen nicht mehr hoch im Kurs zu stehen. Stattdessen herrscht vielerorts die Arroganz der eigenen Unfehlbarkeit. Und wo öffentlicher Streit eigentlich ausgetragen werden sollte, wird er abgesagt.
Anlass für die Römerberggespräche, danach zu fragen, wie sich Vernunft im öffentlichen Diskurs noch herstellen lassen kann, wenn die Leitplanken immer enger werden. Welche Gründe gibt es, bestimmte Meinungen und Gedanken für nicht mehr diskussionswürdig zu halten, und wann kippt die gute Absicht in ihr selbstgerechtes Gegenteil, in Borniertheit oder gar Ignoranz? Wo bleibt zwischen Wokeness und Cancel-Culture der Raum für ein konstruktives argumentatives Ringen um die besten Lösungen für die drängenden Probleme der Gegenwart für alle?
Moderation: Hadija Haruna-Oelker und Alf Mentzer
Begrüßung / Armin Nassehi
Begrüßung durch Ayse Asar (Staatssekretärin im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst), Vortrag von Armin Nassehi (Soziologe, LMU München)
"Vom Nutzen und Nachteil der Frage nach Nutzen und Nachteil"
Marina Weisband
Gespräch mit Marina Weisband (Publizistin)
"Vom Wert der Freiheit"
Serhij Zhadan
Gespräch mit Serhij Zhadan (Autor, Träger des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2022)
"Sprache nach dem Krieg"
Martin Schulze Wessel
Vortrag und Gespräch mit Martin Schulze Wessel (Historiker, LMU München)
"Putins Geschichte. Historische Obsession und gegenwärtige Strategien"
Ulrike Herrmann
Vortrag und Gespräch mit Ulrike Herrmann (Journalistin und Publizistin)
"Wer soll das bezahlen? Die Ökonomie des Krieges"
Ramona Rischke – Matthias Quent
Gespräch mit Ramona Rischke (Migrations- und Armutsforscherin, Deutsches Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung) und Matthias Quent (Soziologe, Hochschule Magdeburg-Stendal)
"Ein heißer Herbst? Willkommenskultur und Abwehrreflexe"
Teresa Koloma Beck
Vortrag und Gespräch mit Teresa Koloma Beck (Soziologin, HSU/UniBw Hamburg)
"Zusammenhalt durch Krise? Perspektiven auf Europa"