Die Pandemie gerät zum Stresstest – nicht nur für das Individuum, sondern auch für das politische System. Grundrechte werden eingeschränkt, Gesetze zu Verordnungen verkürzt. Die Regierung inszeniert sich als effizienter Krisenmanager, der aus wissenschaftlichen Erkenntnissen alternativlose Konsequenzen zieht. Grenzüberschreitend werden angesichts der viralen Bedrohung Rückfälle in autoritär anmutendes Staatshandeln und überwunden geglaubten Nationalismus sichtbar.
Bleibt den Bürger*innen derweil nur noch Angst und Ohnmacht, wenn Experten das Sagen haben? Welche Langzeitfolgen wird der fortgesetzte Lockdown haben – psychisch und politisch? Was wird aus individueller Freiheit, wechselseitigem Vertrauen und staatsbürgerlicher Souveränität? Wie verändert sich das Verhältnis von Staat, Wissenschaft und Gesellschaft? Wie kann die Zivilgesellschaft wieder zum Ort einer kritischen Öffentlichkeit werden? Wieviel Vertrauen müssen wir dem staatlichen Handeln und wissenschaftlicher Wahrheit gegenüber aufbringen; wie sehr können wir es in Frage stellen – ohne haltlosem Verschwörungsglauben in die Hände zu spielen?
In Krisenzeiten werden die Grenzen und Möglichkeiten des Politischen neu bestimmt – mit welchen Risiken und Nebenwirkungen? Das fragen die Römerberggespräche im Superwahljahr 2021 und vier Monate vor der Bundestagswahl.